von Michael Rubin
Erschienen am 21. Mai 2021 in:  „AEI-American Enterprise Institute“

Der Tweet (Link: https://twitter.com/1VicePresident/status/1386748047326162944) war plump und bedrohlich.

Er zeigte die Drohnen, mit denen ethnische Armenier in Berg-Karabach (oder Arzach, wie die armenische Bevölkerung es nennt) während des 44-tägigen Krieges, den Aserbaidschan und die Türkei in den frühen Morgenstunden des 27. September 2020 begannen, angegriffen wurden.  Die Drohnen töteten Hunderte wenn nicht Tausende von ethnisch armenischen Soldaten und Zivilisten. Sie bleiben ein sensibles Thema in der gesamten Region, als der Angriff überraschend kommt, weil Aserbaidschan gegen seine Verpflichtung zur diplomatischen Beilegung des Konfliktes verstößt (Link: https://nationalinterest.org/feature/president-biden-must-shut-down-azerbaijan%E2%80%99s-sanctions-waiver-day-one-171872) und der aserbaidschanische Präsident erklärt, dies sei nur ein Schritt (Link: https://nationalinterest.org/feature/azerbaijan%E2%80%99s-ilham-aliyev-new-saddam-hussein-182853) zur eigentlichen Eroberung Armeniens.

Der Skandal war jedoch nicht der Tweet. Rassistische Aufwiegelung ist in Aserbaidschan weit verbreitet. Es war vielmehr sein Verfasser: Mehriban Aliyeva, die Vizepräsidentin und First Lady Aserbaidschans sowie Botschafterin des guten Willens der UNESCO (Link: https://en.unesco.org/mediabank/21277/), der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur. Die UNESCO ernennt ihre Botschafter, um die öffentliche Meinung für die Aktivität der UNESCO zu sensibilisieren, Spenden zu sammeln und „ihr Talent und ihre Bekanntheit dafür einzusetzen, um die hohen Werte und Ziele der UNESCO zu erreichen“.

Das Problem mit Mehriban ist jedoch nicht nur der Nepotismus, den sie verkörpert (die UNESCO wählte sie wegen des Mannes aus, der sie nur zwei Jahre nach ihrem Abitur (Link: https://en.president.az/first-vice-president/biography) geheiratet hat und nicht wegen ihrer Verdienste), vielmehr erschwert die Botschaftertätigkeit Mehribans die erklärte Mission der UNESCO, das kulturelle Erbe zu schützen, anstatt sie zu verbessern.

Sowohl die Aseris als auch die Armenier werfen sich gegenseitig vor, das kulturelle Erbe der Gegenseite zu zerstören. Die Wahrheit liegt auf beiden Seiten. Es ist nicht zu akzeptieren, dass man die Geschichte auslöscht, Gräber schändet oder Kultstätten absichtlich beschädigt. Aseris zitieren oft Agdam, aus dem die Aseris während des ersten Karabach-Krieges flohen und es als Geisterstadt zurückließen. (Link: https://www.rferl.org/a/inside-agdam-the-ghost-city-of-the-caucasus-after-1990s-conflict/30966555.html). Die Jahre verlangten ihren Tribut. Gewiss hätten die Armenier mehr tun können, um ihre historisch wertvollen Strukturen zu erhalten. Es gibt jedoch keine Äquivalenz des Bewertungsmaßstabs.

Aserbaidschan zerstörte systematisch den unter dem Schutz der UNESCO stehenden armenischen Friedhof von Dschulfa (Link: https://www.ohchr.org/Documents/Issues/CulturalRights/DestructionHeritage/States/Armenia-Appendix1.pdf) , einschließlich Tausender von unwiederbringlichen mittelalterlichen Kreuzsteinen (Link: https://www.metmuseum.org/art/collection/search/478063), mit dem Ziel, nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Geschichte ethnisch zu säubern. Das Kunstmagazin „Hyperallergic“ nannte es (Link: https://hyperallergic.com/482353/a-regime-conceals-its-erasure-of-indigenous-armenian-culture/) einen „kulturellen Genozid“. Dass die UNESCO eine Frau ehrt, die als Vizepräsidentin Aserbaidschans Komplizin für die Zerstörung war, ist ein bleibender Schandfleck auf der Organisation.

Anstatt sich über derartige kulturelle Verbrechen zu schämen, sieht Mehriban stolz aus. Betrachten wir einen weiteren Tweet (Link: https://twitter.com/1VicePresident/status/1393571286488649730)   aus der letzten Woche, der einen Besuch in der Kirche des Hl. Elisäus in Nij hervorhebt: Diese Kirche war vor fünfzehn Jahren Gegenstand einer zerstörerischen „Renovierung“ durch das Aliyev-Regime, während der die Aseris die armenischen Inschriften, die deren Erbauer in den Stein gemeißelt hatten (Link: http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/4336733.stm). Leider sind solche Aktionen die Regel und nicht die Ausnahme. Das „Institute for the Study of Human Rights“ an der Columbia University listete zahlreiche Angriffe auf armenische die Kunst, Kultur und das kulturelle Erbe auf. (Link: http://www.humanrightscolumbia.org/peace-building/targeting-culture).

Sowohl Präsident Ronald Reagan als auch Präsident Donald Trump zogen die USA wegen Unstimmigkeiten über Korruption und Politisierung der Organisation aus der UNESCO zurück (Link: https://en.unesco.org/director-general) und Präsident Barack Obama kürzte die Mittel für die Organisation. Die Aktionen Mehribans zeigen, dass die UNESCO wenig gelernt hat. Indem UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay (Link: https://en.unesco.org/director-general)  der aserbaidschanischen First Lady erlaubt, sie zu vertreten, scheint sie zu signalisieren, dass die UNESCO sich nicht mehr für kulturelle Rechte einsetzt, als für diejenigen, die das jahrhundertealte kulturelle Erbe zerstören wollen.

Quelle: https://www.aei.org/op-eds/unesco-must-deal-with-its-azerbaijan-problem/