Der zweite Sonntag von großer Fastenzeit erinnert an die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies.
Im Tagesevangelium lesen wir, dass Christus in der Bergpredigt uns das folgende Gebot gibt:
„Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet“. Mt. 5, 44-45.
Warum und wie sollen wir unsere Feinde lieben?
Lieben bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Es geht nicht nur um abstrakte Liebe. Sowohl Liebe als auch Hass sind innere Gefühle. Liebe bringt Leben, Hass jedoch zerstört. Den Feind zu lieben bedeutet nicht, das Heimatland ungeschützt zu lassen. Der Kampf des hl. Vardan und 1036 Hl. Zeugen „für den Glauben und für die Heimat“ ist ein anschauliches Beispiel dafür. Den Feind zu lieben bedeutet nicht, seine bösen Taten, Sünden und Verbrechen zu lieben und zu akzeptieren.
Es ist notwendig, die Sünde zu hassen, nicht den Sünder. Wir können gegen das Böse kämpfen und das Bild Gottes in jedem Menschen sehen, einen Edelstein sehen, der in Schmutz und Staub begraben ist. Den Feind zu lieben bedeutet, zuerst den eigenen Bruder, die eigene Familie, die Heimat und die Heiligkeiten lieben zu können. Wenn man auf diesem Gebiet erfolgreich sein kann, kann man es nur dann auf das menschliche Gebiet verschieben.
Beten und Lieben kann jeden verwandeln. Aber damit wir wirklich lieben können und nicht scheinheilig werden, müssen wir die Überzeugung haben, dass die Liebe Gottes ein Gebot ist und die Rache nutzlos.
„Übt nicht selbst Vergeltung, Geliebte, sagt Apostel Paulus, sondern lasst Raum für das Zorngericht Gottes; denn es steht geschrieben: Mein ist die Vergeltung, ich werde vergelten, spricht der Herr. Vielmehr: Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken; tust du das, dann sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt. Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute“! (RÖMER 12. 19-21)
Einige Leute werden sagen: Dieses Gebot ist wunderbar, aber jenseits meiner Macht.
Denken wir daran, dass die Einhaltung der Gebote des Evangeliums, sowohl einfach als auch schwierig sein kann, ist aber nicht unmöglich. Sie sind einfach, weil unsere Seelen von Natur aus gut sind, und schwierig, weil unser persönliches Eigeninteresse und unsere Selbstsucht dazu neigen, zu hassen und nicht zu vergeben. Wenn du deinen Freund und auch deinen Feind liebst, bist du größer als wenn du nur dich selbst liebst.
Zusammengefasst: zu lieben bedeutet, Gott nachzuahmen. Lieben heißt für das gegenseitige Wohl zu handeln. Lieben heißt beten.
Vergessen wir also nicht, besonders während der Fastenzeit, insbesondere auch für die Menschen zu beten, die uns Böses getan haben. Amen.
Pfr. Vahridsch Baghdasaryan